Aus der Lobbywelt

Verdeckte PR auf Kosten von Patienten

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ dokumentiert in einem heute veröffentlichten Beitrag mehrere Fälle, wie unternehmensnahe Tarnvereine aus der Gesundheits- und Ernährungsindustrie die Öffentlichkeit bewusst in die Irre führen. Für LobbyControl ist klar: Solche unlauteren Methoden haben mit „gesundem Lobbyismus“ nichts zu tun.
von 20. Oktober 2016

Die Wochenzeitung Die Zeit dokumentiert in einem heute veröffentlichten Beitrag (Online-Version hier) mehrere Fälle, wie unternehmensnahe Tarnvereine aus der Gesundheits- und Ernährungsindustrie die Öffentlichkeit bewusst in die Irre führen. Für LobbyControl ist klar: Solche unlauteren Methoden haben mit „gesundem Lobbyismus“ nichts zu tun.

ime-screenshotSo finanziert die Zuckerindustrie zum Beispiel bereits seit fast vier Jahrzehnten unter dem Deckmantel einer unabhängigen wissenschaftlichen Aufklärungskampagne den „Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten (IME)“. Die vermeintliche Initiative für Zahngesundheit verharmlost über ihren Internetauftritt, Broschüren, Messestände, Pressearbeit und sogar einem Aktionsspiel für Kindergärten laut Zeit den Konsum von Zucker und verschweigt den süßen Stoff dabei als Hauptverursacher von Karies und Zahnschäden. Mehrere Pharma-Unternehmen und der weltgrößte Vitaminhersteller wiederum stecken hinter der „Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung – GIVE e.V.„. Salzhersteller und Pharmakonzerne finanzieren wiederum den „Arbeitskreis Jodmangel e.V.“.

Vorsicht bei intransparenten Kampagnen

Die Unternehmen und ihre Lobbyorganisationen müssen dringend offenlegen, welche vermeintlich neutralen Vereine und Initiativen sie finanzieren, um ihre eigene Agenda voranzutreiben. Es kann nicht sein, dass Zuckerindustrie, Pharmakonzerne und Vitaminhersteller mit Tarnorganisationen öffentliche Meinung und Politik beeinflussen und in die Irre führen. Das von der Zeit  aufgedeckte System offenbart, dass Konzerne und ihre Lobbyisten mit ihrer verdeckten Manipulation selbst vor so sensiblen Bereichen wie der Gesundheit nicht zurückschrecken.

Die Enthüllungen zeigen auch, dass Öffentlichkeit, Politik und Medien genau hinschauen müssen, mit wem sie es zu tun haben. Als Merksatz gilt: Organisationen, die ihre Auftraggeber, Mitglieder und Geldgeber nicht oder nur vage benennen, sind schlicht unseriös.

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