Berlin, 29.01.2018 – Der von der Autoindustrie gegründete Lobbyverein EUGT hat fragwürdige Experimente in Auftrag gegeben, um die angebliche Unbedenklichkeit von Dieselabgasen zu beweisen. Christina Deckwirth von LobbyControl kommentiert:
„Der Fall zeigt, mit welch manipulativen Methoden die deutschen Autokonzerne dem Diesel ein umweltfreundliches Sauber-Image verpassen wollten. Das erinnert an die Fake-Science-Methoden der Tabak- oder Lebensmittelindustrie: Wissenschaftler finanzieren, um die gesundheitlichen Schäden ihrer Produkte zu bagatellisieren und schärfere Gesetze abzuwenden.
Es reicht nicht, wenn sich die Autokonzerne für die nun bekannt gewordenen unethischen „Forschungsmethoden“ entschuldigen. Jetzt ist die Politik am Zuge. Die Bundesregierung muss ihren Kuschelkurs mit der Autoindustrie beenden und sich generell beim Umgang mit Lobbyisten neu aufstellen. In Deutschland versuchen tausende Lobbyisten, mit viel Geld und guten Netzwerken, Gesetze, Politik und öffentliche Meinung zu beeinflussen. Bislang müssen sie darüber keine Rechenschaft ablegen. Hinter die Jamaika-Einigung zur Einführung eines verbindlichen Lobbyregisters dürfen die Verhandler der Großen Koalition nicht zurückfallen.
Auch in der Aufarbeitung des Dieselskandals muss die Bundesregierung nachlegen – hier ist man den USA offenbar schon sehr viel weiter. Das hat auch der Bundestags-Untersuchungsausschuss zur Abgasaffäre belegt. Als Sachverständigen hatte die Bundesregierung Prof. Helmut Greim geladen, der in zentraler Rolle an den nun bekannt gewordenen Experimenten beteiligt war. Als Vorsitzender des EUGT-Forschungsbeirats war Greim nicht nur eine Schlüsselfigur in der Diesel-Sauberwasch-Kampagne der Autokonzerne, sondern bereits bei der Einschätzung der Gesundheitsauswirkungen von Glyphosat mit Interessenkonflikten und industrienahen Positionen aufgefallen. Die deutsche Politik muss sich endlich von fragwürdigen „Experten“ wie Prof. Helmut Greim distanzieren.“
Hintergrund
LobbyControl hatte im Juni 2017 einen Hintergrundartikel zu Prof. Helmut Greim veröffentlicht. Sie finden ihn hier.
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