Ende 2019 haben wir aufgedeckt, dass Monsanto Glyphosat-Studien verdeckt finanziert hatte. Unsere Enthüllungen lösten eine große Medienwelle aus – und bewegten auch etwas bei den beteiligten Akteuren. Ein Forschungsjournal zog Aufsätze zurück, die betroffene Universität Gießen kündigte eine Überprüfung ihrer Satzung an. Auch der Monsanto-Mutterkonzern Bayer kündigte mehr Transparenz bei Forschungskooperationen an. Nun – fast zwei Jahre nach unserer ersten Veröffentlichung – legte der Konzern seine Ergebnisse vor: ein Forschungsregister. Das ist ein erfreulicher Erfolg unserer Arbeit – doch das Register ist nicht ausgereift.
Guter erster Schritt, aber noch unzureichend
Der neue „Science Collaboration Explorer“ listet Forschungskooperationen zwischen Bayer und Universitäten und anderen wissenschaftlichen Instituten auf. Dabei sollen folgende Angaben aufgelistet werden: Art der Kooperation, Vertragspartner (Universität oder Klinikum), die Konzernsparte, die den Vertrag abgeschlossen hat, Zeitpunkt, Land, Auftragshöhe sowie das Thema der Kooperation. Doch diese Angaben sind unzureichend, wie ein Blick in das Register zeigt.
1) In dem Forschungsregister von Bayer stehen neun Projekte der Agrar-Sparte Crop Science. Alle geben als Thema nur „Other“ an. So ist nicht erkennbar, ob darunter z.B. Projekte zu Glyphosat sind. Dabei waren intransparente Glyphosat-Studien von Monsanto der Anlass für das Register.
2) Insgesamt sind nach aktuellem Stand 100 Forschungsprojekte in dem Register erfasst. Davon 60 mit dem Thema „Other“ – d.h. nur bei 40 Prozent aller Projekte gibt Bayer ein Thema an – und auch das häufig als grobe Oberbegriffe. Diese Angaben sind zu ungenau, um wirkliche Transparenz herzustellen.Bei den Kooperationspartnern wird häufig nur die Universität bzw. das Klinikum genannt. Genauere Angaben zu Lehrstühle, Fachbereichen oder auch einzelnen Personen fehlen. Auch dies ist zu ungenau.
3) Private Auftragnehmer werden nicht erfasst. Dabei hat Monsanto in der Vergangenheit auch bei privaten Forschungsinstituten oder Beratungsfirmen Studien in Auftrag gegeben, die für die Lobbyarbeit für Glyphosat genutzt wurden. Bayer hatte nach unseren Enthüllungen gesagt, dass diese Studien in Zukunft klar als Auftragsarbeiten für Bayer gekennzeichnet werden sollen. Dann wäre es sinnvoll, sie auch in dieses Register aufzunehmen.
Nachbesserungen dringend notwendig
Unser Fazit fällt klar aus: In der aktuellen Form erfüllt das Register seine Funktion nicht – zumindest noch nicht. Bayer muss hier dringend nachbessern. Es ist notwendig und richtig, dass der Konzern Forschungskooperationen offenlegen möchte, aber dies sollte auch in einer angemessenen Form passieren. Ein Unternehmenssprecher teilte uns mit, dass ein kontinuierlicher Ausbau des Forschungsregisters angestrebt wird – und das Unternehmen an einem „konstruktiv-kritischen Dialog und Feedback“ interessiert seid. Wir sind gespannt, ob und wie das Unternehmen unsere Kritik aufnimmt.
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