Die amerikanische Union of Concerned Scientists (UCS) hat am Mittwoch eine Studie über die umstrittenen Lobby-Praktiken des Ölkonzerns ExxonMobil veröffentlicht: „Smoke, Mirrors & Hot Air“. Der Bericht untersucht besonders die Finanzierung von Desinformations-Kampagnen angeblich unabhängiger Denkfabriken und Institute zur Beeinflussung der öffentlichen Klimaschutz-Debatte im Sinne eigener wirtschaftlicher Interessen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass im Zeitraum 1995 – 2005 fast 16 Mio. US$ von ExxonMobil in ein Netzwerk wissenschaftlicher Organisationen von zweifelhafter Seriosität investiert worden sind, um den wissenschaftlichen Konsens zur Thematik in Frage zu stellen. UCS sieht in den Taktiken ExxonMobils deutliche Parallelen zur Vorgehensweise der US-Tabak-Lobby, welche die Risiken des Rauchens jahrzehntelang durch ähnliche Methoden anzweifelte. Interessanterweise werden auch personelle Überschneidungen bei beiden Kampagnen festgestellt.
Nachtrag: Außerdem wird in der Studie der bemerkenswert gute Draht von ExxonMobil zur Bush-Administration analysiert, der es ermöglicht hat, politische Entscheidungen zum Klimaschutz zu blockieren.
Für das öffentlichkeitswirksame Vortäuschen einer kontroversen innerwissenschaftlichen Klimaschutzdebatte durch die Förderung scheinbar unabhängiger „Experten“ und Institute, bekam ExxonMobil im Dezember bereits den Worst EU Lobby Award 2006, der von LobbyControl mitorganisiert wurde und in einer Online-Abstimmung entschieden wurde. Zuvor hatte bereits die anerkannte britische Wissenschaftsorganisation Royal Society ExxonMobil aufs schärfste kritisiert.
Weitere Hinweise:
Die Junge Welt hat diese Woche einen Artikel zum Lobbying von ExxonMobil veröffentlicht, noch ohne Rückgriff auf die neue Studie.
Monitor brachte gestern eine Schwerpunkt-Sendung zum Klimawandel. Besonders der Beitrag „Das Märchen vom vorbildlichen Klimaschützer Deutschland“ zeigt, wie der Einfluss der Energiekonzerne und der Industrie in Deutschland eine effektive Klimaschutzpolitik behindert. Die Beiträge müssten demnächst als Manuskript und Video online gehen.
Bleiben Sie informiert über Lobbyismus.
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter.
Datenschutzhinweis: Wir verarbeiten Ihre Daten auf der Grundlage der EU-Datenschutz-Grundverordnung (Art. 6 Abs. 1). Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Zur Datenschutzerklärung.