Die Lobby- und PR-Agentur DCI verbreitete ein vermeintliches Amateurvideo auf YouTube.com, das sich über Al Gore lustig macht und seine Warnung vor der Erderwärmung als überzogen darstellt. Al Gore spielt eine zentrale Rolle in dem Film „An Inconvenient Truth“ über die globale Klimaerwärmung. Das Video wurde angeblich von einem 29-jährigen Amateur aus Beverly Hills online gestellt, so behauptet zumindest sein Profil auf YouTube. In Wirklichkeit stammt es von der US-amerikanischen Agentur DCI und wurde mit Google-Anzeigen beworben. DCI steht den Republikanern nahe und hat große Erfahrung mit Undercover-Kampagnen. Zu den Kunden gehört u.a. der Ölkonzern Exxon. Exxon bestreitet aber, das Video finanziert zu haben (mit weiteren Informationen zu DCI bei Sourcewatch).
Zu DCI gehört zudem die Webseite TechCentralStation, die immer wieder Angriffe auf Umwelt- und Sozialgesetze fährt und sich auch gegen den fastfoodkritischen Film „Supersize me“ wandte. Zufälligerweise gehört auch McDonalds zu den DCI-Kunden. Auch in Brüssel hat TechCentralstation einen Ableger – beschrieben in unserem Stadtführer Lobby Planet Brüssel.
Aufgedeckt hat den Fall das Wall Street Journal; auch abc news berichtete darüber. Auf deutsch schreibt heute der schweizer Tagesanzeiger über den Fall. In Deutschland wurde kaum darüber berichtet, obwohl der Fall in den USA schon zwei Wochen alt ist. Man kann davon ausgehen, dass PR-Experten und Werbeagenturen in Zukunft häufiger Videoportale im Internet wie YouTube nutzen werden, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Google Anzeigen zu spezifischen Suchworten sind die passende Ergänzung, um zielgerichtet zu werben, ohne zu viel Aufsehen auf diese Art von Kampagnen zu lenken.
Mittlerweile gibt es auch PR-Leute, die sich gegen diese Art von inszenierten und irreführenden Kampagnen“ aussprechen. Der Fachbegriff für diese Kampagnen lautet „Astroturf“ (englisch für Kunstrasen), als Gegenbegriff zu echten Grasswurzel-Bewegungen. Ob diese neue Kritik aus der PR-Welt heraus viel bringt, bleibt abzuwarten. Bislang ist diese Art der Verschleierungstaktik nicht ungewöhnlich (siehe die Campaign for Creativity für Software-Patente aus 2005, ebenfalls dargestellt im Lobby Planet).
(via PR-Fundsachen)
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