Aus der Lobbywelt

Imagekampagnen: „Land der Ideen“ gestartet – „Du bist Deutschland“ verschoben

Gestern startete die Imagekampagne „Land der Ideen“ zur Fußball-WM 2006, getragen von der Bundesregierung und der Industrie. Die meisten Aktionen sind für 2006 geplant, u.a. ein „Walk of ideas“ (super-kreativer Name ;-) oder die tägliche Präsentation eines Orts der Kreativität. Seitens der Industrie gab es ursprünglich Vorbehalte gegen die Kampagne wegen der möglichen Schützenhilfe für […]
von 15. Juni 2005

Gestern startete die Imagekampagne „Land der Ideen“ zur Fußball-WM 2006, getragen von der Bundesregierung und der Industrie. Die meisten Aktionen sind für 2006 geplant, u.a. ein „Walk of ideas“ (super-kreativer Name ;-) oder die tägliche Präsentation eines Orts der Kreativität. Seitens der Industrie gab es ursprünglich Vorbehalte gegen die Kampagne wegen der möglichen Schützenhilfe für die Bundesregierung im Wahlkampf 2006. Durch die vorgezogenen Neuwahlen erscheint dies nun nicht mehr problematisch. Dennoch hat die Industrie (und der Ex-BDI-Chef Rogowski als Einwerber) Mühe, die 10 Millionen aufzubringen (mehr siehe z.B. FTD, FAZ).

Währenddessen ist die Kampagne „Du bist Deutschland“ der „Partner für Innovation“ auf den Herbst verschoben worden. Die Kampagne sollte ursprünglich auch im Juni starten – nach Auskunft der für „Partner für Innovation“ zuständigen Agentur fischerAppelt soll sie nun erst nach der vorgezogenen Bundestagswahl starten. Sie sollte eine „Mutmacher-Kampagne“ für eine neue Aufbruchsstimmung sein – unter Leitung des Medienkonzerns Bertelsmann und mit Unterstützung weiterer Medienunternehmen. Der Träger „Partner für Innovation“ ist ein Kooperationsprojekt von Bundesregierung, Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerkschaften (in deutlich geringerer Zahl) „für eine neue Innovationskultur in Deutschland“.

Die Kampagne will laut fischerAppelt nicht in parteipolitische Gewässer kommen. Ob sie aber wirklich neutral sein wird oder eher Teil der Meinungsmache für Eigenverantwortung, Wettbewerb usw., bleibt abzuwarten. Kritik an der Kampagne findet sich unter anderem auf den Nachdenkseiten oder im Spreeblick-Blog. Dort hatte Johnny Haeusler schon die Gegenkampagne „Ihr, nicht ich“ ausgerufen, mit einem polemischen, aber lesenswerten Aufruf (und nachgeschobener Erläuterung). Auf das interessante Aufeinanderprallen einer Massenmedien-Kampagne auf eine Internet-/ Blogger-Kampagne müssen wir also noch warten. [Schade eigentlich, es wäre eine schöne Geschichte: Ganz Deutschland wird von Imagekampagnen besetzt. Ganz Deutschland? Nein, ein kleines, globales Dorf namens Blogosphäre leistet Widerstand…]

Bis dahin würde sich die Debatte lohnen, welches Politikverständnis eigentlich hinter der Kombination „Partner für Innovation“ und „Du bist Deutschland“ steckt. Wenn kleine Zirkel über Innovationspolitik reden und diese vorplanen, während die breite Öffentlichkeit mit einer „Mutmacher“-Kampagne beglückt wird? Vielleicht brauchen wir keine Mutmacher- oder Unmutmacher-Kampagnen, sondern eine Mitmacher-Kampagne nach dem Motto: Wir wollen uns nicht mit Stimmungsmache beglücken lassen, wir wollen mitentscheiden (und zwar real, nicht nur symbolisch). Und wer ich bin, entscheide immer noch ich selbst.

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