Von der Pharmaindustrie finanzierte Studien bescheinigen Arzneimitteln häufiger eine positive Wirksamkeit als unabhängige Studien.
Zu diesem Schluss kommt eine von der Bundesärztekammer in Auftrag gegebene Untersuchung, die am 23. April 2010 im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. Von einem Ärzteteam wurde geprüft, ob es einen Einfluss von Auftraggebern auf die wissenschaftlichen Ergebnisse von Arzneimittelstudien gibt. Nach einer Auswertung von 57 Publikationen kam die Untersuchung zum Schluss, dass durch pharmazeutische Unternehmen finanzierte Studien zur Wirkung von Medikamenten häufiger zu einem postiven Ergebnis kommen als unabhängige finanzierte Studien.
Manipulation findet oft subtil statt, etwa indem bestimmte Fragen ausgeklammert werden oder bestimmte Patientengruppen ein- bzw. ausgeschlossen werden. Teils werden unangenehme Ergebnisse verschwiegen oder für die Geldgeber positiv uminterpretiert. Ziel vieler Auftrags-Studien ist weniger die Schaffung einer neutralen Entscheidungsgrundlage für Ärzte, sondern die Vermarktung von neuen Medikamenten.
Dabei kommt es zu einem mitunter ethisch fragwürdigen Verhalten. Wie ein Blick auf das als „Superaspirin“ angepriesene Schmerzmittel Vioxx zeigt, können solche manipulativen Praktiken das Leben von Patienten gefährden. Fünf Jahre nach seiner Einführung musste Merck, Sharp & Dohme (MSD) das Medikament Ende 2004 vom Markt nehmen, da die Einnahme von Vioxx nach Angaben der Presse das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte signifikant erhöhte.
Evidenz verbogen bis sie tauglich war
Der Regensburger Forscher Prof. Dr. med. David Klemperer resümiert die Ergebnisse der Sudie (hier als pdf) im Ärzteblatt mit folgenden Worten:
„Die Arzneimittelforschung befindet sich in einer Schieflage. Die Mehrzahl der Studien wird von der Industrie finanziert. Große pharmazeutische Firmen haben in zahlreichen, durch interne Dokumente und Unterlagen gut dokumentierten Fällen die Evidenz verbogen, bis sie für das Marketing tauglich war.„
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