„Damit sich der Niebel lichtet!“ und „Für eine transparente und lebendige Demokratie“ – dazu ruft die Berliner Companie in ihrer Lobbyisten-Komödie „Stille Macht“ auf. Lobbyismus lustig – geht das? Ja, auch wenn das Lachen meistens im Hals stecken bleibt. Heute ist Premiere in Eupen/Belgien, am Sonntag geht’s nach Bonn. Wir durften uns das Stück aber vorher schon einmal anschauen.
„Utterly & Quiet Brüssel/Berlin“
In Anlehnung an die Lobbysatire „Thank you for Smoking“ lenkt der sterbende Chef kettenrauchend vom Krankenbett aus weiter die Geschicke der Lobbyagentur „Uttely & Quiet Brüssel/Berlin“. Viele Deals haben die Mitarbeiter*innen einzutüten: Rüstungsgeschäfte mit Indien und Pakistan, Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien einerseits und den USA andereseits. Und: Politiker müssen auch beraten werden.
Musikalisch untermalt durch mehrstimmige Gesangseinlagen entführt das Stück das Publikum in das nervenaufreibende Innenleben einer erfolgreichen Lobbyagentur. Hautnah erleben die Zuschauer*innen mit, wie die knallharten Lobbyisten emotional schon mal ins Straucheln kommen angesichts der vielen Schmähbriefe und hasserfüllten Anrufe.
Grenzerfahrung für Vollprofis
Auch Konkurrenz und Hierarchie gefährden die Arbeit. Dabei kommt es doch vor allen Dingen auf das Zusammenspiel der verschiedenen Kompetenzen im Team an. Besonders gelungen ist die Probe für eine Talkshow. In dieser wird das Team von „Utterly & Quiet“ mit seinen „Gegnern“ konfrontiert: die NGO-Frau aus Indien, der Bio-Bauer oder das krebskranke Kind. Das ist selbst für gestandene Vollprofis eine Grenzerfahrung.
Der Berliner Compagnie gelingt es jedenfalls, unterhaltsam und kurzweilig zu erklären, wie erfolgreiches Lobbying funktioniert. Zentrale Aspekte erfolgreicher Lobbyarbeit, z.B. der Aufbau eines auf lange Frist angelegten Vertrauensverhältnisses, werden mit einem Vergleich auf den Punkt gebracht: Wenn du eine Frau verführen willst, dann machst du ihr auch nicht gleich einen Heiratsantrag. Dem Neuling in der Agentur erklären die Kollegen: Bringe deinem Abgeordneten Verständnis entgegen, höre zu und vermittele deine Botschaft so geschickt, dass er oder sie es für die eigene Wahrheit hält.
Fazit: unbedingt empfehlenswert
Der Witz ist nicht der Witz an der Sache. Das Stück der Berliner Compagnie ist unbedingt empfehlenswert für all diejenigen, die sich unterhaltsam mit den Wirkmechanismen der „Stillen Macht“ in Berlin und Brüssel beschäftigen wollen.
Weitere Informationen zu Terminen, Tourneeplan und Tickets finden Sie hier.
Autorin: Anne Zetsche
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