„Gemeinsam konnten wir unserem Anspruch gerecht werden, Jugendliche zu fördern, ihr Urteilsvermögen zu schärfen und ihr Interesse an kritischem Journalismus zu erfüllen“ so Sönke Reimers, Geschäftsführer der Frankfurter Rundschau, in einer Beilage des Blattes vom 20.März 2007 mit dem Titel „Recherche bei McDonald`s“. Im Rahmen einer Kooperation von FR und Schulen („FRiSCH“ – FR in der Schule) erprobten Schüler ihre journalistischen Fähigkeiten und setzten sich „kritisch“ mit dem Unternehmen McDonald’s auseinander.
Das wäre alles schön und gut, hätte das ganze nicht einen ziemlich bitteren Beigeschmack: McDonald’s selbst unterstütze und finanzierte das Vorhaben.
Auch sonst ist das Unternehmen Geschäftspartner (zusammen mit dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport) der Aktion „FRiSCH“, mit der die Frankfurter Rundschau mehr Schüler zum Zeitungslesen motivieren möchte, und eine Jugendredaktion gegründet hat, die einmal wöchentlich eigene Beiträge veröffentlicht.
Für die aktuelle Beilage wurden die jugendlichen Reporter eingeladen, einen Blick „hinter die Kulissen von McDonald zu werfen“. Sie durften einen Tag Burger braten, den Weg der Fleischproduktion mitverfolgen und ein Interview mit dem Chef von McDonald`s führen. Bei diesem durften sie sogar die gewünschten „kritischen“ Fragen stellen nach niedrigen Löhnen und Mitbestimmung. Aber mit guter Rhetorik gelang es dem Manager, McDonald’s als soziales Unternehmen darzustellen, das seinen Mitarbeitern gerne höhere Löhne zahlt und mit seiner Ronald McDonald Stiftung die Welt verbessert.
Was als kritische Recherche bezeichnet wird, entpuppt sich schnell als vierseitige Werbepublikation für McDonalds – und als solche wird sie denn auch durch eine kleine Kopfzeile mit den Worten „Eine Anzeigen-Beilage von Mc Donalds“ bezeichnet. Ja, was denn nun – kritische Recherche oder Anzeigen-Beilage?
Das gleiche gilt für einen anderen Beitrag von „FRiSCH“ mit dem Titel „Ein voller Geldtopf für grüne Projekte“ vom 27.2.2007. Hier wird sehr einseitig dargestellt wie der FR-Geschäftspartner Fraport Umweltschutzprojekte rund um den Frankfurter Flughafen unterstützt. Auf negative Aspekte wie z.B. globale Umweltprobleme durch den Flugverkehr wird gar nicht eingegangen.
Dies sind empörende Beispiele dafür, wie Journalismus mit Unternehmens-PR vermischt wird, wenn dafür Geld fließt. Die Geschäftspartner der FR nutzen die Kooperation, um sich als sozial und ökologisch handelnde Unternehmen zu präsentieren. Eine wirkliche Recherche über die Unternehmenspolitik findet nicht statt.
Was die Schüler daraus lernen, ist auch eher bedauerlich. Wenn ihnen vermittelt wird, dass kritischer Journalismus darin besteht, den Chef des Unternehmens, über das man mit wachsamem Auge zu schreiben gedenkt, zu interviewen und sich von seinen glatt gehobelten Antworten beeindrucken zu lassen, werden aus ihnen sicher keine Journalisten, die unbequeme Fakten aufdecken.
Die FR sollte sich doch einmal überlegen, ob sie sich für die Zukunft wirklich solche Journalisten wünscht.
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