Gestern öffneten in Berlin viele Lobbyorganisationen ihre Türen für die Öffentlichkeit. Unter dem Titel „Seitensprünge“ versprachen sie einen „Vorstoß für mehr Transparenz“. Diese Gelegenheit wollten wir uns nicht entgehen lassen. Mit mehreren Teams zogen wir zu verschiedenen Stationen, sammelten Eindrücke, hörten Vorträge über Strategien von Lobbykampagnen oder „Krisenkommunikation“, sprachen mit Mitarbeitern von Lobbyagenturen und Verbänden über ihre Einstellung zu einem Lobbyregister und ließen uns erklären, wie man Lobbyist/in wird.
Über 1000 BesucherInnen hatten sich laut Veranstalter akkreditiert. Überall trafen wir andere Neugierige, die ausgestattet mit „Seitensprung“-Ausweis am Vodafone-Werbebändchen auf dem Weg zur nächsten der insgesamt 40 Stationen waren. So einige davon waren offensichtlich auf Job-Suche. Einige Stationen hatten eigens Info-Punkte aufgebaut, bei denen sich Interessierte über den Einstieg in eine Lobby- oder PR-Karriere informieren konnten.
Ob die PR-Agenturen fischerAppelt oder Hill&Knlowlton oder der IT-und Telekommunikations-Lobbyverband BITKOM – alle hatten reichhaltige Kuchen- oder Schnittchen-Buffets aufgebaut und empfingen ihre Gäste mit großer Freundlichkeit und Aufmerksamkeit. Über kritische Nachfragen waren dann manche auch sichtbar überrascht. Mit anderen entspannen sich interessante Diskussionen über unsere abweichenden Vorstellungen von Transparenz und ethischen Grundsätzen von Interessensvertretung.
Um viele Eindrücke, interessante Gespräche und einige Kontakte reicher mussten wir am Ende des Tages feststellen: an wirklicher Transparenz – also: offenzulegen, wer mit wie viel Geld zu welchem Thema lobbyt – sind die allermeisten der Berliner Lobbyscene, die gestern symbolisch ihre Türen öffnteten, nicht interessiert.
Hier ein paar Fotos:
Besuch beim IT- und Telekommunikations-Verband BITKOM
Das Plakat zu den „Seitensprüngen“. Hier geht es zu der PR-Agentur „Leipziger & Partner“
Was sich wohl hinter dieser Tür verbirgt? PJ – das „Berliner Büro für Kommunikation“, das u.a. „Krisenkommunikation“ anbietet – z.B. für die Chemieindustrie, wenn es mal ein Tankerunglück gegenüber der Öffentlichkeit zu erklären gilt.
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