Konzernmacht

Weltwirtschaftsforum in Davos: Schnee, BMWs und Superreiche

Das WEF ist ein Lobbyforum der besonderen Art. Jedes Jahr verwandelt sich Davos in ein Disneyland der Konzerne.

von 23. Januar 2025

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos ist ein einseitiges Lobbyforum. Konzernchefs und Eigentümer kommen hier jedes Jahr mit führenden Politiker:innen aus aller Welt zusammen. Die „treibende Kraft“ hinter dem Forum, so das WEF selbst, sind die Partnerunternehmen des Forums. Sie gestalten die Inhalte und das Umfeld des Forums. Wir haben uns vor Ort umgeschaut und unsere Kritik am einseitigen Lobbyforum geäußert.

Konzernübernahme: Die Folgen des WEF für die Stadt Davos

Anfang Januar, kurz vor dem WEF, laufen in Davos die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die meisten Geschäfte auf der Davoser Hauptstraße räumen für die WEF-Woche ihre Geschäfte leer. Mit Ausnahme vom Juwelier. Gemietet werden sie von Konzernen, die während des WEF dort ihre Veranstaltungen machen wollen und einen Versammlungsort benötigen. Zusätzliche Gebäude für Konzerne werden aus dem Boden gestampft.

Dort, wo sonst ein Imbiss, ein Friseur oder ein Sportgeschäft sind, haben zum WEF Blackrock, Meta oder Palantir ihre Showrooms. Hinzu kommen zusätzliche Gebäude, die für Konzerne und das Weltwirtschaftsforum gebaut werden. Das erzählte uns unser Davoser Gastgeber.

Mietverträge mit zweifelhaften Klauseln

In Davos sind zu dieser Zeit alle Hotels ausgebucht. Und das trotz deutlich höherer Preise. Um von dem WEF profitieren zu können, fügen immer mehr Vermieter problematische Klauseln in die Mietverträge der Davoser ein.

Sie sehen vor, dass Mieter:innen circa 3 Wochen jeden Januar ausziehen müssen, damit die Wohnungen an reiche WEF-Teilnehmende vermietet werden können. Natürlich für deutlich höhere Preise. Das WEF hat somit auch seinen Preis für diejenigen, die in Davos normalerweise leben.

Verkehrsinfarkt durch teure, dicke Autos

Das ist problematisch und für die Menschen in Davos höchst ärgerlich. Hinzu kommt das Verkehrschaos, weil sämtliche CEOs mit ihren dicken BMWs und Mercedes von Termin zu Termin fahren, steht ganz Davos für fünf Tage im Stau.

Konzerne übernehmen auch die Agenda in Davos

Nicht nur das Stadtbild von Davos ist von Konzernen geprägt, sondern auch die Tagesordnung des Weltwirtschaftsforums selbst. Die sogenannten Partner des WEFs sind alle Unternehmen. Dabei gibt es unterschiedliche Qualitäten von Partnerschaften, die unterschiedlich viel kosten. Sogenannte strategische Partnerschaften können bis zu 3 Mio. Euro kosten. Die strategischen Partner des Forums erhalten Plätze auf den Panels und haben einen besonders großen inhaltlichen Gestaltungsspielraum.

Geschlossene Gesellschaft: Hotels, Abendessen, Partys

Neben den offiziellen Inhalten des Forums geht es vor allem um den informellen Austausch, der nach dem offiziellen WEF-Programm in den Hotels und in den angemieteten Bars und Räumlichkeiten außerhalb des Kongresszentrums stattfindet.

Wenn man abends durch die Straßen von Davos geht, sieht man überall vor den Bars Sicherheitsleute stehen, die dafür sorgen, dass nur geladene Gäste hineinkommen. Normalsterbliche haben hier keinen Zutritt.

Davos ist deshalb auch eine Woche lang der Ort für Business-Speed-Datings. Abends sieht man Geschäftsleute von einem Event zum nächsten eilen, um keine Gelegenheit zu verpassen.

Offener ausgewogener Austausch statt einseitige geschlossene Runden

Obwohl wir ein halbes Jahr lang versucht haben, Zugang zum Weltwirtschaftsforum zu bekommen, haben sich die Organisator:innen des Weltwirtschaftsforums nie bei uns zurückgemeldet. Lediglich zum sogenannten „Open Forum“, einer Art Feigenblattveranstaltung für die Zivilgesellschaft, wurden wir zugelassen. Dieses findet in einer Nebenstraße abseits des WEF-Geländes in einer Grundschule statt, kritische Zivilgesellschaft kommt beim WEF offenbar nur am Katzentisch zu Wort.

Das WEF zeigt überdeutlich, woran viele gesellschaftspolitische Prozesse kranken: Sie verschaffen jenen einen privilegierten Zugang, die ohnehin schon mit vielen Ressourcen die Politik beeinflussen. Das WEF organisiert systematisch einseitige Debatten und verstärkt damit den Einfluss der Konzernchefs und Eigentümer. Das ist aus demokratischer Perspektive problematisch.

Politische Entscheidungen gehören in die demokratisch gewählten Parlamente und nicht an den Kamin in Davos. Statt des WEF benötigen wir andere, offene und ausgewogene Austauschformate.

Weitere Informationen

  • Unsere neue Kurzstudie zeigt, wie das Weltwirtschaftsforum in Davos die große Macht der Techmilliardäre Musk, Zuckerberg & Co noch weiter verstärkt.
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