Lobbyismus an Schulen

26.377 Schulverweise an RWE überreicht

Mit 26.377 „blauen Briefen“ im Gepäck führ ein LobbyControl-Team gestern nach Essen. Ziel: die Konzernzentrale von RWE. Die auf blaues Papier gedruckten Schulverweise symbolisierten die vielen Unterschriften unter unseren Appell gegen die Lobbyaktivitäten von RWE an Schulen.
von 13. November 2015
Unsere Protestaktion vor der Konzernzentrale von RWE: "Schulverweise für RWE - Lobbyismus an Schulen stoppen!" Foto: Muchnik/LobbyControl

Unsere Protestaktion vor der Konzernzentrale von RWE: „Schulverweise für RWE – Lobbyismus an Schulen stoppen!“ Foto: Muchnik/LobbyControl

Mit 26.377 „blauen Briefen“ im Gepäck fuhr ein LobbyControl-Team gestern nach Essen. Ziel: Die RWE-Konzernzentrale. Die auf blaues Papier gedruckten Schulverweisen symbolisierten die vielen Unterschriften unter unseren Appell an RWE Deutschland-Chef Arndt Neuhaus. In dem Appell fordern wir RWE auf, seine Lobbyarbeit an Schulen zu beenden. Der Leiter der Unternehmenskommunikation, Sebastian Ackermann, und die Leiterin der Schulkommunikation, Claudia Bremer, nahmen die Unterschriften stellvertretend entgegen. Die RWE-VertreterInnen erneuerten ihr Gesprächsangebot, gingen inhaltlich jedoch nicht auf die Forderung nach einem Ende der Lobby-
tätigkeiten von RWE an Schulen ein.

Vor einer Woche hatten wir aufgedeckt, wie RWE Schülerinnen und Schüler für seine Geschäftsinteressen instrumentalisiert. Mit Schulkooperationen, fragwürdigem Unterrichtsmaterial und Schulsponsoring versucht der Energiekonzern, den Schülern Braunkohle als vorteilhaft für die Gesellschaft dazustellen und seinen Ruf zu verbessern.

Die Schülerinnen und Schüler, die im Zentrum dieser Aktivitäten stehen, sind für RWE jedoch nur Mittel zum Zweck. Das eigentliche Ziel ist die Politik, denn diese lässt sich einfacher für Konzern-Belange einspannen, wenn das Unternehmen auf Zustimmung in der Bevölkerung und ein positives Image verweist.

Unternehmen und Politik in der Verantwortung

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Claudia Bremer (Leiterin RWE-Schulkommunikation) und Sebastian Ackermann (Leiter RWE-Unternehmenskommunikation) nahmen die Unterschriften von unserem Campaigner Felix Kamella entgegen. Foto: Muchnik/LobbyControl

Unsere Aktion hat gezeigt: Lobbyarbeit von Unternehmen an Schulen stößt auf breite Kritik. 26.377 Unterschriften binnen zehn Tagen sind ein deutliches Signal gegen Lobbyismus an Schulen. Unternehmen wie RWE riskieren ihren Ruf, wenn sie Lobbyarbeit an Schulen betreiben. Auch RWE sollte daher seine Schulaktivitäten schleunigst einstellen, will der Konzern einen Imageschaden vermeiden.

Wir sehen jedoch auch die Politik in der Verantwortung. Das Bildungsministerium in NRW muss Schülerinnen und Schüler vor der unlauteren Einflussnahme durch Konzerne schützen und einen kritischen Umgang mit externen Angeboten und Materialien fördern. Dazu gehört auch, besonders bedenkliche Praktiken, wie Werbung, intransparente Finanzierung oder Kooperationen, die finanzielle Abhängigkeiten schaffen können, zu unterbinden.

Das Bildungsministerium in NRW hat eine Überprüfung der Schulaktivitäten von RWE angekündigt. Ein offizielles Ergebnis liegt bisher nicht vor.

Unsere Kritik wird breit diskutiert

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„Jede Unterschrift ist ein Schulverweis für RWE“. Unsere Protestaktion vor der RWE-Zentrale. Foto: Muchnik/LobbyControl

Unsere Kritik an Lobbyismus an Schulen wurde in den letzten beiden Wochen von zahlreichen Medien aufgegriffen und breit diskutiert. Bereits vor Veröffentlichung unseres Appells an RWE berichteten der Spiegel und der WDR. Es folgten u.a. Enorm und die Taz. Über unsere Aktion vor der RWE-Zentrale berichteten die Aachener Zeitung und der Deutschlandfunk. Wir konnten so dazu beitragen, dass Lobbyismus an Schulen in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert wird und die betroffenen Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Jugendlichen für das Problem sensibilisiert werden. Wärend unserer Aktionswoche gegen Lobbiymus an Schulen veröffentlichten wir zudem jeden Tag weitere Recherchen, Hintergrundinformationen und Vorschläge, wie gegen Lobbyaktivitäten an Schulen vorgegangen werden kann.

Wir würden uns freuen, wenn Sie befreundete Lehrerinnen und Lehrer auf diese Texte aufmerksam machen. Denn es ist höchste Zeit zu handeln. Die Politik hat dieses Problem zu lange ignoriert oder fragwürdige Aktivitäten sogar gefördert. Kritische Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sind gefragt – und eine Politik, die einen selbstbewussten, kritischen Umgang mit externen Angeboten unterstützt. Lobbyismus im Klassenzimmer wirksam einzudämmen ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Sie kann nur gelingen, wenn sich alle Betroffenen daran beteiligen.

Aktionswoche gegen Lobbyismus an Schulen im Überblick

Montag: Aktion: Schulverweis für RWE – Lobbyismus an Schulen stoppen
Dienstag: Imageförderung – Eine besondere Form von Lobbyismus an Schulen
Mittwoch: Türöffner – So wird Lobbyismus an Schulen verschleiert
Donnerstag: Leseförderung – So öffnet sich die Schultür für Amazon
Freitag: Lobbyismus an Schulen – Was tun?!

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