Lobbyismus an Schulen

Meinungsmache und Marketing auf Bildungsmesse didacta

Meinungsmache und Marketing sind an Schulen keine Ausnahme mehr. Unternehmen stellen ganze Lerneinheiten bereit oder schicken ihre Mitarbeiter als „Experten“ in Schulen. Vor zwei Jahren haben wir dazu ein vielbeachtetes Diskussionspapier veröffentlicht. Auch auf der Bildungsmesse didacta sind viele Unternehmen und Verbände vertreten. Einige davon sind in der Vergangenheit durch fragwürdige Aktivitäten an Schulen aufgefallen. […]
von 25. Februar 2015

Meinungsmache und Marketing sind an Schulen keine Ausnahme mehr. Unternehmen stellen ganze Lerneinheiten bereit oder schicken ihre Mitarbeiter als „Experten“ in Schulen. Vor zwei Jahren haben wir dazu ein vielbeachtetes Diskussionspapier veröffentlicht.

Auch auf der Bildungsmesse didacta sind viele Unternehmen und Verbände vertreten. Einige davon sind in der Vergangenheit durch fragwürdige Aktivitäten an Schulen aufgefallen. Ein Team von LobbyControl war auf der didacta in Hannover und sammelte Beispiele für Marketing und Meinungsmache an Schulen. Die Ergebnisse haben wir hier dokumentiert.

Im Herbst 2015 wollen wir eine Sammlung der schlimmsten Fälle veröffentlichen. Dafür brauchen wir Ihre Hilfe. Kennen Sie Fälle, bei denen Unternehmen für ihre Ansichten oder ihr Image werben und das als Bildung verkaufen? Bitte schreiben Sie uns Ihre Beispiele an felix.kamella@lobbycontrol.de.




PETA bietet seine Unterrichtsmaterialien kostenlos an. Das Material mit dem Titel „Veggi Führerschein“ wurde vom Materialkompass des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv) als mangelhaft bewertet. Begründet wird dies mit einer „einseitigen Darstellung“ und der Vermittlung eines „falschen Ernährungswissens“.

Mit dem information.medien.agrar e.V. (i.m.a.) war auf der didacta auf die Gegenposition vertreten. Deren Metrialien haben wir uns im letzten Jahr bereits ausführlicher angeschaut: „Schöngefärbte Tierhaltung im Unterricht“


Generell wäre es leichter, sich kritisch mit Unterrichtsmaterialien zu beschäftigen, wenn 100% klar ist, wer dahinter steckt. Daher unterstützen wir die Forderung der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) nach einem Transparenz-Kodex.




Die für Lehrerausbildung zuständige “School of Civic Education” (CIVES) hat gestern übrigens eine Unterrichtseinheit von “Wirtschaft und Schule” zum Thema Altersvorsorge als „grob einseitig“ kritisiert.

Zur INSM findet sich auch einiges in unserem Diskussionspapier „Lobbyismus an Schulen“. Etwa wie die INSM mit fragwürdigen Studien versuchte, Mängel in Schulbüchern zu konstruieren (auf Seite 12 des Diskussionspapiers). Ein kritischer Blick auf die von Arbeitgebern finanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft insgesamt findet sich in der Lobbypedia.





Hier finden sich die Referenzen von Klett MINT, darunter umstrittene Materialien wie die Genius-Reihe für Daimler (siehe unten) oder für My Finance Coach (v.a. von der Allianz getragen).



Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch fordert anlässlich der Didacta ein Werbeverbot an Schulen. Dabei geht es insbesondere um Schleichwerbung für konkrete Produkte, allerdings schleicht sich mit der Produktwerbung oft die eine oder andere Lobby-Botschaft in die Schule: Unternehmen stellen sich und ihre (oft überzuckerten oder überfettigen) Produkte als Teil der Lösung dar und wollen damit signalisieren: eine politische Regulierung, etwa in Form einer übersichtlicher Ampelkennzeichnung von Nährwerten auf den Verpackungen, ist gar nicht nötig.



 


 

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