EU-Gesundheitskommissar Andriukaitis hat auf den zunehmenden öffentlichen Druck in der Debatte um das umstrittene Ackergift Glyphosat reagiert. In einem Schreiben an Monsanto und Co. forderte er die Offenlegung der Studien, die Basis für die Entscheidung über die Neuzulassung von Glyphosat sind. Eine beachtliche Kehrtwende des Kommissars.
Aufgreifen der Kritik begrüßenswert
Im Dezember 2015 hatten wir gemeinsam mit der Organisation Test-Biotech einen Brief an Andriukaitis geschrieben und ihn darin angehalten, den Zulassungsprozess für Pestizide grundlegend zu überarbeiten. Einer unserer wesentlichen Kritikpunkte war die Geheimhaltung der Studien, mit denen die Zulassung von Glyphosat begründet wird.
Andriukaitis hatte in seinem Antwortschreiben wenig Verständnis für unsere Forderungen signalisiert und wies sie im Wesentlichen zurück. Nun reagiert er offensichtlich doch auf die zunehmende öffentliche Kritik und hat die Ackergift-Hersteller dazu aufgefordert, ihre bislang geheim gehaltenen Studien zu veröffentlichen. Dies sei „vorteilhaft für die Gesellschaft insgesamt und würde die laufenden Debatten und den Entscheidungsprozess erleichtern.“ Wir erwarten nun, dass die betroffenen Unternehmen der Aufforderung des Gesundheitskommissars auch nachkommen.
Transparenz reicht nicht aus
Gleichzeitig bleiben viele Fragen beim Zulassungsprozess offen. Der Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hatte der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nahegelegt, Glyphosat wieder zuzulassen. Der BfR-Bericht beruhte allerdings vor allem auf den Studien der Hersteller und ignorierte die Kritik von renommierten Wissenschaftlern sowie der Krebsforschungsagentur IARC. Es geht also nicht nur um Geheimhaltung, sondern auch um eine unausgewogene wissenschaftliche Basis des Berichts.
Grundlegende Änderung des Zulassungsverfahrens überfällig
Deshalb bleiben wir bei unserer Kritik am Zulassungsverfahren. Denn es darf nicht sein, dass Hersteller wie Monsanto einen derart starken Einfluss auf die Frage der Zulassung ihrer eigenen Produkte haben.
Weitere Infos:
- Unser Brief an Gesundheitskommissar Andriukaitis.
- Unsere Pressemitteilung zu Andriukaitis Transparenzoffensive.
- Stern-Artikel zu Andriukaitis‘ Initiative.
Bildquelle: Andrius Ufartas; Foto: A personal picture of Mr. V.P.Andriukaitis; Lizenz: CC BY-SA 3.0.
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